Viermal Ahorn
von Tobias Perlick
„Der Ahorn hat spitzige Blätter, und seine Flügeldinger kann man sich auf die Nase kleben“, das wissen viele Kinder. Dieser Baum hat noch einen genaueren Namen, er heißt Spitzahorn. Wegen dieser Spitzen an seinen Blättern. Wir finden den Spitzahorn sehr häufig an Straßen, in Parks, Gärten und Anlagen, an Waldrändern und mitten in Wäldern. Im Herbst erfreut er uns mit seinen gelben und rötlichen Blätterfarben. Ein Verwandter von ihm ist der kanadische Zuckerahorn, der hat es dort mit seinem roten Herbstblatt sogar bis in die Nationalflagge geschafft. Auf unserem Schulhof stehen drei hohe Laubbäume, nicht weit vom Schulgebäude weg, zwei davon sind Spitzahorne (markiert mit „S“ in der Übersicht), an dem einen findet zum Sommerfest immer das Kistenklettern statt.
Am Haupteingang des Schulgeländes, rechts bei den Fahrradständern, sorgen zwei andere Ahornbäume mit ihren astreichen Kronen für Schmuck und Schatten. Das ist der Bergahorn (B). Warum heißt der wohl so? Richtig, der kann weiter höher im Bergland auch noch wachsen, wo der Spitzahorn das raue Wetter nicht mehr aushält. Kannst du auf dem Foto erkennen, dass das Bergahorn-Blatt viel weniger zugespitzt ist als das Spitzahorn-Blatt? Das ist ein einfaches Erkennungszeichen. Bei seinen Früchten stehen die beiden Flügel etwas enger beieinander, und die „Kerne“ sind dicker, knubbeliger. Am Stamm älterer Bergahorne gibt es oft schöne Muster zu sehen, dort wo alte Rindenstücke schon abgefallen sind.
Unser Dorfhort zeigt mit einer Ecke zum Schulhof hin, dort steht ein junger Feldahorn (F). Findest du an seinem Blatt irgendeine Spitze? Kaum, da ist alles abgerundet. Auch seine Früchte sehen anders aus, ihre beiden Flügel stehen ganz gestreckt voneinander ab. Meist bleiben die Feldahorne kleine Bäume, oder nur Büsche, und ihre Blätter sind kleiner als die von Berg- und Spitzahorn. Einen richtig großen und alten Feldahorn zu finden ist eine seltene Sache. – Das sind unsere drei gängigen einheimischen Ahornarten in Deutschland: Spitzahorn, Bergahorn, Feldahorn.
Und wir haben auch „Bäume mit Migrationshintergrund“, die inzwischen ganz selbstverständlich zu unserer Baumlandschaft dazugehören. Solch einer ist der Eschenahorn (E). Der stammt aus Nordamerika und wurde im Jahre 1688 nach Europa gebracht. Aus Anpflanzungen verwilderte er und hat sich inzwischen weit verbreitet. Nun gab es zunächst keinen Namen für diesen fremden Baum. Dass es ein Ahorn war, sah man an seinen Früchten, auch wenn deren Flügel in ungewöhnlich engem Winkel zueinander stehen. Aber die Blätter, was ist denn da los? Die sind „verzweigt“, also mehrteilig. Das Ganze zusammen ist ein einziges Blatt, es wächst aus einer einzigen Knospe heraus, und der Mittelstiel fällt im Herbst mit ab. Das kannte man schon von der Esche, solche mehrteiligen, „gefiederten“ Blätter. „Also, dann soll er doch Eschen-Ahorn heißen“, sagte man sich, und so heißt er heute noch. Nur deswegen. – Unseren Schul-Eschenahorn kannst du gut von der Gormannstraße aus sehen, oder du schleichst dich zwischen Mobilbau und Nachbarhaus direkt zu ihm heran. Dann siehst du, wie er sich schon dicht über dem Erdboden in zwei Stämme aufgeteilt hat. Wenn die mal zu schwer werden, und zu schräg, können sie irgendwann plötzlich brechen. Das ist das Gefährliche an Zwieselstämmen.
Die Gattung der Ahorne hat besonders viele Arten hervorgebracht, die sind über Amerika, Europa und Asien verteilt, etwa 150 Arten insgesamt. Vier davon hast du heute kennengelernt. Manche der anderen Ahornarten haben Blätter, die überhaupt nicht mehr nach „Ahorn“ aussehen. Doch an seinen Früchten, diesen „Flügeldingern“, verrät dann doch jeder Ahorn, dass er ein Ahorn ist.